NENA und die Badische Zeitung

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NENA und die Badische Zeitung

wolfgang : daubenberger
Veröffentlicht von #wolfgang daubenberger in PRESSE · Dienstag 27 Jul 2021
Tags: BadischeZeitung
Eigentlich haben die Badische Zeitung und NENA nichts miteinander zu tun. Eigentlich. Und doch informiert man unter der Rubrik Rock&Pop mit der Kennzeichnung "Pop in der Pandemie" über NENA und Co., die sich unerhörterweise anmaßt ihre Fans zu den Coronaregeln aufzuwiegeln.

Lieber Herr Zipperlein , wie fühlt sich das Schreiben bzw. Veröffentlichen eines solchen Artikels an?
Spüren Sie da keine Unruhe?
Waren Sie jemals auf einem Konzert (auch) dieser Künstler?
Ich gebe zu, auch NENA zählt keineswegs zu meinen musikalischen Favoriten.
Aber was Künstler sagen und künstlerisch zeigen unterliegt ihrer Freiheit und das ist gut so.
Solange sie das Grundgesetz respektieren und zu keiner Gewalt aufrufen, obliegt es niemand, ihre Worte und Einstellungen zu framen und wer Kultur schätzt und dies journalistisch begleitet, schon zweimal nicht.

In Ihrer Aufzählung haben Sie übrigens Helge Schneider vergessen, der gerade sein laufendes Konzert aus demselben Grund absagte, weil es für einen Künstler, der den Kontakt zum Publikum braucht, derzeit unakzeptable Bedingungen sind und an Lächerlichkeit nicht mehr zu überbieten, wenn der Staat Abstände oder gar solche Regeln vorschreibt.
Und Menschen wie z.B. Eric Clapton haben aufgrund ihrer Corona-Spritze (und den Folgen), die sie nun tief bedauern, Ihnen und ihrer Leserschaft eines voraus: sie wissen, was Ihnen und uns bevorstehen könnte. Schauen Sie sich seine Statements und Berichte an und dann gehen Sie dann nochmals bei sich über Ihren Artikel.

Ich zitiere aus der Zeitgeschichte:
"...
Erste Einschränkungen brachte das Reichskulturkammergesetz vom 22. September 1933, das u. a. die Errichtung einer Reichsmusikkammer vorsah, Musikern zur Ausübung ihres Berufs die Mitgliedschaft in dieser vorschrieb und eigens zum Zwecke der so bezeichneten kulturellen „Gleichschaltung“ gegründet wurde..."
Quelle Wikipedia

Wie weit sind wir noch davon entfernt?

Haben Sie eigentlich bei einem guten Glas Wein, Bier oder schlimmstenfalls Wasser sich mit der gesellschaftlichen Rolle des Pop&Rock tiefer beschäftigt?
Als Sie vermutlich noch in ihrer Ausbildung oder der Schule waren, gab es schon Langhaarige und Hippies, die gegen das seinerzeit dumpfe deutsche Establishment zu Felde zogen und ihre Helden waren Frank Zappa, Deep Purple oder gar The Who, denen niemand seinerzeit den Mund verbot. Und auch in Freiburg hat man dereinst in Kellern viel staatskritisches hören können. Der Staat hatte seinerzeit kaum eine Chance, die meist jugendlichen Zuhörer in Boxen wie Vieh abzusperren. Jedenfalls erinnert sich niemand daran und das wäre auch damals nicht machbar gewesen.
Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass z.B. ein deutscher Künstler wie Hannes Wader sich das hätte gefallen lassen. Weder Linke noch Rechte noch grüne oder blaue hätten eine solche Bevormundung als Künstler akzeptiert.

Und heute kritisieren Journalisten wie Sie, wenn sich jemand auf einer Bühne mündig äußert?
Da haben wir doch eine "wahre Evolution der Kunst". Stehen wir vor dem Sprung ins 4. Reich?

Wenn wir noch einmal zu den Comedian Harmonists zurückkehren, erkennen wir die Folgen der damaligen Hetze und danach folgte natürlich das Exil und Deutschland verlor zu Recht kulturell wichtige Menschen.

Die derzeitige Politik schränkt trotz fehlender Grundlagen die Kunst fraglos ein und sie werden "verfolgt", wenn sie sich nicht wie dressierte Hunde an die Staats- und Meinungsordnung halten, deren Rechtfertigung höchst fragwürdig sind.

Einen vermutlich gut bezahlen Job zu riskieren, damit man einen kritischen Artikel mit eigener Feder verfasst, ist sicher ein echtes Kunststück bei Ihrem Arbeitgeber. Deshalb verstehe ich diesen Artikel gut. Hätte man ihn aber nicht geschrieben, hätte sich die Welt auch weiter gedreht.

Die Badische Zeitung kennen wir kritischen Menschen als mainstreamhöriges Medium für radikale Anhänger der Ausgrenzung und Volksbeeinflussung durch "Reichspropaganda". Insofern warne ich schon lange dringend einerseits dieses Medium zu konsumieren, andererseits fasziniert mich noch immer, auf welche Artikelinhalte Journalisten noch so kommen, um einerseits die Auflage dieses Regionalblattes bei ihrer Leserschaft zu rechtfertigen, andererseits hündisch dem politischen Mainstream das Gewünschte zu liefern.

26.07.2021
ARTIKEL BADISCHE ZEITUNG


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